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Hilary Hahn & Hauschka

von Wyndham Wallace
ins Deutsche übersetzt von Ronald Gutberlet.

Genau dies sind die Qualitäten von SILFRA, ihrem ersten gemeinsamen Album. Es ist eine ehrgeizige, unkonventionelle und durchaus innovative Sammlung von Musikstücken, deren Ursprung schon zwei Jahre zurück liegt. Damals schlug der amerikanische Folksänger Tom Brosseau den beiden eine Zusammenarbeit vor, weil er sich einiges davon versprach. Brosseau steht bei Fat Cat Records unter Vertrage, dessen Label 130701 einige von Hauschkas Solo-Alben veröffentlicht hat. Hilary Hahn hatte bereits mit Tom Brosseau zusammengearbeitet, bei Live-Auftritten und für das Album “Grand Forks” aus dem Jahr 2007. “Tom erwähnte mehrmals Volkers Namen und meinte, das sei jemand, den ich unbedingt kennen lernen müsste”, erinnert sich Hilary Hahn. “Da Tom mit solchen Ideen  nicht ständig hausieren geht, habe ich das durchaus ernst genommen.” Gleichzeitig bearbeitete Brosseau seinen Freund Hauschka, mit dem er gelegentlich auf Tournee war, er solle sich unbedingt mal Hilarys Arbeiten anhören. Als sie eines Tages in seiner Heimatstadt Düsseldorf ein Konzert gab, saß Bertelmann im Saal und danach trafen sie zusammen, wenn auch nur kurz.

Diese Begegnung reichte schon aus, um eine Reihe von Ereignissen in Gang zu setzen, die schließlich zu den Aufnahmen von SILFRA führten. “Ein paar Wochen später gab ich zusammen mit Tom ein Konzert in San Francisco”, erzählt Hauschka. “Er lud Hilary ein, bei ein paar Songs mitzumachen. Ich spielte dort mit dem Magic Magic Orchestra und Hilary klinkte sich bei der letzten Improvisation ein.” Von da an, erklärt Hilary weiter, “entwickelte sich das Projekt ganz konkret und organisch: Wir gingen Schritt für Schritt voran und ließen uns für alle Details genügend Zeit. Fast hatte man den Eindruck, es sei vorher bestimmt, dass unsere musikalischen Welten zueinander finden. Nun war es soweit, es geschah einfach.”

Hillary Hahn gilt als eine der weltbesten Klassik-Violinistinnen. Sie ist “eine jener seltenen Künstlerinnen, die nicht nur über eine großartige Technik, sondern auch das Einfühlungsvermögen einer großen Interpretin verfügen”, heißt es bei Allmusic.com. Ihre Klavierausbildung begann sie als Dreijährige, mit elf Jahren spielte sie bereits in einem Sinfonieorchester. Mit sechzehn unterschrieb sie einen Vertrag bei Sony Classical und wurde mit einundzwanzig vom Time Magazin zur besten jungen Klassik-Interpretin gewählt. Schon sehr früh heimste sie großes Lob für ihre Interpretationen besonders populärer Klassikstücke ein, und noch immer sind die Kompositionen von Bach für sie der wichtigste Prüfstein ihres Könnens. Dennoch hat sie sich nie gescheut, in weniger konventionelle Bereiche einzutauchen, seien es nun Werke von Schönberg oder Soundtracks wie der des Horror-Films “The Village” von M. Night Shyamalan. Auch an die Zusammenarbeit mit der texanischen Alternative Rock Band “And You Will Know Us By The Trail Of Dead” denkt sie gern zurück. Wenn  man sie fragt, welche Musik sie mag, antwortet sie überschwänglich: “Meine Vorlieben fangen an bei Heifetz, gehen über Postal Service zu Etta James, weiter zu Hauschka bis hin zu den Ives-Interpretationen von Jeremy Denk und den Kompositionen von Lera Auerbachs, dann zu Josh Ritter,  und weiter über So Percussion zu David Langs ‘Little Match Girl Passion’ bis zu Teddy Thompson, Woody Guthrie, Adele, Isan, Collette, Alexi Murdoch und Caleb Stine und dann wieder zurück zu den Orgelsinfonien von Camille Saint-Saens.”

Hauschka wiederum hat sich seit 2004 mit sieben Alben einen Namen gemacht, auf denen zu einem großen Teil Musikstücke mit präpariertem Klavier zu hören sind. Inspiriert wurde er von Komponisten wie Eric Satie und John Cage und von zeitgenössischen Musikern wie Max Richter und Yann Tiersen. Er ist ein überaus produktiver Künstler, der sich von seinen anfänglichen Solo-Improvisationen kontinuierlich weiterentwickelt hat, bis hin zur Einbeziehung elektronischer Elemente in seine Arbeiten. Wie Hahn hat auch Hauschka bereits einige Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern gesammelt, seien es nun konventionellere Formationen wie Music A.M. (mit seinem Landsmann Stefan Schneider und Luke Sutherland, dem Romanautor und ehemaligen Frontman von Long Fin Killie) oder Kollaborationen mit international renommierten Bands wie Calexico und múm, die beide auf seinem letzten Solo-Album “Salon des Amateurs” zu hören sind.

Wenn es um Kollaborationen geht, haben Hahn und Hauschka also durchaus eine ähnliche Philosophie. “Für eine Zusammenarbeit muss man auf allen Ebenen zusammenpassen”, stellt Hilary Hahn grundsätzlich fest, “auch auf der des Gefühls. Die beteiligten Personen müssen ein gleichwertiges Interesse und eine echte Neugier mitbringen, um die Erfahrung von gemeinsamem Arbeiten machen zu können. Sonst geht es schief oder wird gezwungen. Aber wenn es sich ganz natürlich entwickelt, dann ist es einfach großartig.” Hauschkas Gedanken dazu sind ähnlich: “Es ist ungeheuer wichtig, dass man aus seiner eigenen Ecke heraus findet. Wenn man mit jemandem zusammenarbeitet, öffnen sich eine Menge neuer Türen für die eigene Kreativität. Aber ich bin kein Freund von Kollaborationen um ihrer selbst willen oder aus kommerziellen Gründen. Wenn ich mit jemandem zusammenarbeite, dann weil wir gemeinsame Interessen verfolgen und weil wir von der Arbeit des anderen fasziniert sind.”

Es war vermutlich diese Vision, die Hahn zum ersten Mal dazu brachte etwas zu Hauschkas Musik beizusteuern und zwar für das Stück “Girls”, auf dem Album “Salon des Amateurs”. Dieses Mal, bei SILFRA, war das Improvisieren der Ausgangspunkt der Zusammenarbeit, egal, ob sie ihre Ideen übers Internet austauschten oder im Übungsraum ausprobierten. Das taten sie regelmäßig über zwei Jahre hinweg, “um ein echtes Verständnis füreinander zu entwickeln”, wie Hauschka erklärt. “Es ging darum zu ergründen, wie wir spielen und Gefallen daran zu finden, wenn die Musik ein Eigenleben entwickelt. Oder auch ganz einfach darum, dem anderen zuzuhören.” Besondere Ziele setzten sie sich nicht und wollten auch keinen ästhetischen Vorgaben folgen. Ins Studio gingen sie dann ohne vorher notiertes Material. Dort arbeiteten sie mit isländischen Produzenten und Komponisten Valgeir Sigur_sson zusammen, der mit seinem Bedroom Community-Label Künstlern wie Ben Frost oder Nico Muhly zu weltweiter Bekanntheit verholfen hat. Sein luftiges Greenhouse Studio am Rand von Reykjavik erwies sich als perfekte Umgebung, schwärmt Hilary Hahn: “Dieser Ort und dieses Studio brachten uns dazu, die jeweiligen individuellen Eigenheiten hinter uns zu lassen. Wir konnten ein kreatives Terrain betreten, wo wir in der Lage waren, frei miteinander umzugehen. Dadurch war es möglich, kleinen musikalischen Gedankenschnipseln zu folgen, aus denen sich größere Ideen entwickelten. Ich glaube, in dieser konzentrierten, abgeschlossenen Umgebung konnten wir viel besser neue – jedenfalls für uns neue – Ideen entwickeln, als in jeder anderen Situation mit vorher eingeübten Strukturen.”

Zehn Tage lang arbeiteten sie mit ihrem Koproduzenten und Toningenieur Valgeir Sigur_sson zusammen in einer freien, inspirierenden und anregenden Atmosphäre: “Wir waren derart konzentriert, dass wir sogar in dieser Musik lebten, wenn wir gar nicht spielten”, erzählt Hilary Hahn. Obwohl sie durchaus ähnliche musikalische Vorstellungen haben – auch Hauschka hat ja eine klassische Ausbildung absolviert – nutzten sie die Vorbereitungszeit, um sich auf das Experimentieren mit gänzlich anderem musikalischem Material einzustimmen. Diese Einstimmung ermöglichte es ihnen nun, neue musikalische Regionen zu betreten. Hahn allerdings hält dies eher für ein Ergebnis unterschiedlicher Erfahrungen als von gemeinsamen Grundlagen. “Jetzt konnte ich endlich anwenden, was ich außerhalb des Bereichs der klassischen Musik kennen gelernt hatte, das Improvisieren oder all die anderen Dinge, die ich über die Jahre versucht hatte.” Für beide, fährt sie fort, war es vor allem “eine Möglichkeit, uns in der Mitte zwischen unseren musikalischen Zentren zu treffen, von denen unsere Kreativität bestimmt wird, Aber manchmal haben wir uns auch sehr weit von diesen Zentren entfernt.” Mit diesem Ansatz, der die Gegensätze zueinander führt, gelang ihnen etwas Außergewöhnliches, das sich jeder eindeutigen Klassifizierung entzieht: ein perfekter Zusammenklang, ein gemeinsamer Ausdruck als Ergebnis unterschiedlicher Einflüsse und Methoden. Hilary Hahn meint ganz lapidar dazu: “Es ist einfach etwas Grundlegendes: Es ist die Musik, die alles bestimmt.”

Dass das präparierte Piano und die Violine so perfekt zusammenpassen, liegt zum einen an dem musikalischen Grundverständnis der beiden, aber auch an den intensiven Vorbereitungen. Dabei ging es vor allem um einen Wandel der Perspektiven, wie Hauschka sagt: “Man wird dann nicht in eine Ecke gezwungen, in der man keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr hat. Während unserer Arbeit an den Stücken, hatte ich das Gefühl, regelrecht vorangetrieben zu werden. Ich lernte eine ganze Reihe neuer musikalischer Aspekte kennen und spürte gleichzeitig, dass ich mich persönlich weiter entwickelte. Wir fanden einen Weg, miteinander zu agieren, als wären wir ein einziges Instrument.” Hahn kann das bestätigen: “Ich glaube, wir haben eine sehr ähnliche Arbeitsmoral und auch eine ähnliche persönliche Ethik, obwohl wir ganz verschieden leben. Hier haben wir offenbar einen Ort gefunden, der uns beiden vertraut ist.”

SILFRA bietet viele lebendige und bemerkenswerte Momente. Es beginnt mit dem “Stillness” betitelten Stück, das wie die meisten Aufnahmen einen Namen bekam, der seinem musikalischen Charakter entspricht. Danach bricht die unbändige Energie von “Bounce Bounce” los, in dem  Hauschkas Piano laut dröhnend Hahns virtuoser Geigenperformance folgt. (“Ich finde es großartig, was Volker mit den Klavieren veranstaltet”, meint Hilary lachend.) “Halo of Honey” ist ein bewegendes Stück mit exotischer Anmutung, während “Ashes”  einen pulsierenden Rhythmus besitzt, der sich unter einer ruhigen Oberfläche beschleunigt, dabei komplexer wird und Bilder von fernen Orten heraufbeschwört. Auf “Draw A Map” wiederum kommt ihre spielerische Seite besonders gut zum Ausdruck. “Clock Winder” wiederum ist eine atmosphärische Vignette mit dem Charme einer Spieluhr, während “Krakow” eine tief bewegende, romantische Einfachheit offeriert. Das 20-minütige “Godot” allerdings ist der absolute Favorit der beiden Künstler selbst. Hauschka meint dazu, es würde etwas von dem isländischen Geist einfangen, den er während der Arbeit an den Aufnahmen wahrgenommen hat. Hahn  wiederum lobt begeistert den Freiraum, den sie sich gegenseitig ließen, “wobei jeder die Möglichkeit hatte, jederzeit etwas vollkommen Neues anzustoßen, wenn ihm danach war.”

SIFRA ist trotz aller Vielschichtigkeit eine echte Einheit, ein Ganzes, das größer ist als die Summe seiner Teile. Hahn erklärt dazu: “Man kann genau nachvollziehen, wie sich alles entwickelt hat, wie die Musik zum Leben erweckt wurde. Und das trifft auf jede einzelne Sekunde des Albums zu. Diese Aufnahmen zu machen,  war eine so wunderbare Erfahrung, dass ich jedes Mal, wenn ich sie höre, ein bisschen wehmütig werde.” Damit wird sie nicht allein bleiben. Es mag vielleicht nicht beabsichtigt sein, aber SILFRA könnte sich als eins der originellsten und innovativsten Alben des Jahres erweisen. Kein Wunder, dass sie beide so glücklich darüber sind.


von Sylvia Prahl

Silfra ist das beeindruckende Ergebnis einer mehr als zwei Jahre behutsam und organisch gewachsenen Zusammenarbeit. Die  amerikanische Violinistin Hilary Hahn und der deutsche Pianist Hauschka trafen sich auf Initiative von Hauschkas Labelkollegen, dem US-Folk-Musiker Tom Brosseau. Hauschka und Brosseau waren gemeinsam durch die USA getourt und kurz zuvor hatte Hahn an Brosseaus Album Grand Forks mitgewirkt. Als die vielfach preisgekrönte Hahn im Oktober 2008 in Düsseldorf ein Konzert gab, sorgte Brosseau dafür, dass Hauschka im Publikum saß. Das anschließende kurze Kennenlernen wird als harmonisch beschrieben, an eine Kollaboration dachte zu dem Zeitpunkt freilich noch niemand. Das änderte sich einige Wochen später, als Hauschka zusammen mit Brousseau und dem Magik*Magik Orchestra im „Hotel Utah“ in San Francisco konzertierte und Hilary Hahn für ein improvisiertes letztes Lied hinzustieß. Eine Idee war geboren. Doch wieder dauerte es mehrere Wochen, bis Hahn und Hauschka sich darüber verständigten. Für beide Ausnahmemusiker war klar: Wir erarbeiten gemeinsam ein von Grund auf neues Projekt. Dabei wollten sie eine Form des Zusammenspiels finden, in der sie ihre virtuosen Eigenheiten bewahren und dennoch musikalisches Neuland betreten. Das Ganze war nicht zielgerichtet, Kern des Projekts sollte der Forschungsprozess, das Ausprobieren sein. Als wichtige Triebfeder für die Kollaboration nennen beide die große Neugier und die Faszination für die Arbeit des anderen.

Anfang 2009 wurden die Proben aufgenommen – wobei nicht von Proben im klassischen Sinne gesprochen werden kann. Hahn und Hauschka improvisierten und lernten dabei ihre gegenseitigen musikalischen Ansätze kennen und schätzen. Selbst wenn sie sich in verschiedenen Städten aufhielten, schickten sie Musikdateien hin und her, improvisierten zu den Stücken oder ergänzten sie, schichteten weitere Tonspuren dazu. Einziger öffentlicher Hinweis auf die Zusammenarbeit war die von Hahn eingespielte Solovioline auf dem Stück Girls, das auf Hauschkas Album Salon des Amateurs 2011 erschienen ist.

Für Hauschka, der die Saiten seines Klaviers wahlweise mit Metallteilchen, Klammern oder  verschiedenartigen Folien präpariert, auf diese Weise dem Instrument immer neue Sounds entlockt und seine Dynamik modifiziert, ist die Improvisation wichtiger Bestandteil im immer gleichförmigen Konzertalltag. Und auch Hahn zieht aus der Improvisation frische Impulse für ihre Interpretationen komponierter Werke.

Anfang 2011 war erstmals die Rede vom gemeinsamen Gang ins Tonstudio. Auch hier sollte der Prozess das Ziel sein. Dementsprechend wurde niemand über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt, weder Kollegen noch Plattenfirmen. Kein Auftrag und kein Druck von außen sollten die Aufnahmen beeinflussen. Im Mai 2011 war es soweit: Hahn und Hauschka trafen sich im renommierten Greenhouse-Studio in Reykjavik auf Island. Sie hatten keine Partituren dabei, die bereits erarbeiteten Versatzstücke ließen sie außer Acht, alles sollte improvisiert werden.

Einzige Ausnahme: Die Klavierlinie von Krakow. Hauschka hatte sie bereits zuvor an Hahn geschickt, mit der Bitte, dazu zu improvisieren. Das Stück ließ Hahn nicht los und so improvisierte sie während der Aufnahmen ein weiteres Mal dazu. Krakow ist zudem das einzige Stück auf dem Album, bei dem Hauschka sein Klavier nicht präpariert hat.

Die ungewöhnliche Herangehensweise – gehen Musiker doch im Allgemeinen ins Studio um die bereits einstudierte Musik aufzunehmen – ermöglichte es den beiden, die am Aufnahmeort herrschende Atmosphäre und spontane Eindrücke in die Aufnahmen mit einfließen zu lassen. Produzent Valgeir Sigurdsson, der schon mit so unterschiedlichen Musikern wie Björk oder Bonnie Prince Billie arbeitete, hat das verstanden und sich dementsprechend im Hintergrund gehalten. Geradezu greifbar ist die positive Ausstrahlung der Musik. In ihrer Ernsthaftigkeit und gleichzeitig luziden Leichtigkeit spiegelt sich das blinde Einvernehmen der beiden Akteure. Die Titel der einzelnen Stücke unterstützen Hörassoziationen. Godot, das längste Stück des Albums, verströmt eine gelassene Unruhe. Hauschka erzeugt mit seinem präparierten Klavier ein metallisches Klopfen, loopt es und lässt es an- und abschwellen. Ein Klangteppich vibrierender Saiten ist von geheimnisvoller Dringlichkeit. Hahns darüber schwebende Violine kündet von der Unwägbarkeit des Seins.

North Atlantic lässt in seiner kühlen Schönheit die Klarheit atemberaubender Unterwasserwelten vor dem geistigen Auge erscheinen. Der metallen vibrierende Klang des Klaviers evoziert dicht unter der Wasseroberfläche tanzende Sonnenstrahlen, während die zunächst verlockend leichte Violine im Verlauf des Stücks einen magischen Sog entfacht und die Zuhörer mitnimmt in die Einsamkeit der Tiefe.

Rasche Rhythmuswechsel und eine gezupfte Geige verleihen Draw a Map den Anschein eines geordneten Wirrwarrs, das mitunter von Schnittmustern ausgeht, während der Dialog von getragenen Melodielinien und rhythmischen Versatzstücken in Ashes eine melancholische Grundstimmung mit Zuversicht versieht.

In Halo of Honey lässt Hahn ihre Geige streckenweise wie eine veredelte Singende Säge klingen, Hauschka entlockt seinem Klavier Töne, die an verrostete Türen erinnern. Dennoch hört sich das Stück in seiner Schlichtheit und Stille an wie eine Unterwassersaga.

Der Album-Titel Silfra verdeutlicht einmal mehr das Selbstverständnis der beiden Künstler. Die Silfra-Spalte liegt auf der Nahtstelle, an der die Kontinentalplatten von Nordamerika und Eurasien aufeinandertreffen. Hahn und Hauschka haben in dieser Zusammenarbeit nicht einfach nur ihre bisherigen Arbeiten kombiniert, sondern ihre  unterschiedlichen musikalischen Ansätze zu einer gemeinsamen Stimme verschmolzen. Und nun ist die Welt um ein wunderbares Stück Musik reicher.